Technologische Innovation und künstliche Intelligenz verändern unsere Welt jeden Tag ein Stück mehr. In der Medizintechnik werden derzeit Dinge erreicht, die vor wenigen Jahrzehnten noch für unmöglich gehalten wurden – eine Sache, die zunehmend an Begeisterung und Engagement gewinnt! Wir hatten Gelegenheit, zwei Hauptakteure der wachsenden Kryonik-Gemeinschaft zu interviewen, nachdem wir sie bei Biostasis2021-Konferenz persönlich getroffen hatten. Finde heraus, wer Max Marty und Daniel Walters sind und wie ihre Arbeit den Bereich Biostasis bzw. Kryonik vorantreibt.
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Max Marty & Daniel Walters
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Max Marty ist Serienunternehmer, Futurist und Technikenthusiast aus Texas, USA. Zusammen mit Daniel Walters, einem Verfechter von Gesundheit und Langlebigkeit, hat er in den letzten Jahren neue Möglichkeiten zur Verbreitung des Themas Kryonik gesucht. Im Moment sind ihre Bemühungen auf zwei Hauptkanäle verteilt: Erstens, Discord-Server The Cryosphere, der im April 2020 gegründet wurde und inzwischen fast 400 Mitglieder hat (Discord ist eine Gruppen-Chat-Plattform, auf der sich Mitglieder zu verschiedenen Themen austauschen können.) sowie den Podcast Cryonics Underground, der seit Januar 2021 viele Stunden an informativen Inhalten in Form von Gesprächen zwischen Max, Daniel und verschiedenen Kryonikexperten bietet.
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Bedeutung des Community-Aufbaus
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Inwiefern trägt die Arbeit von Max Marty und Daniel Walters zur Kryonik bei? Fundraising und F&E sind zwei entscheidende Elemente zur Entwicklung der Biostasis-Branche. Seit Kryokonservierung für Menschen möglich wurde, haben sich die meisten Kryoniker*innen innerhalb der letzten 50 Jahre vor allem auf eine Finanzierung und Weiterentwicklung der Technologie konzentriert. Der Aufbau einer Community hat dabei oft eher eine untergeordnete Rolle gespielt.
Max und Daniel machten auf der Biostasis2021-Konferenz deutlich: Der Aufbau einer Gemeinschaft ist genauso wichtig. Eine aktive und engagierte Gemeinschaft kann – hinsichtlich des Erfolges dieser einzigartigen Branche – einen entscheidenden Unterschied machen, denn sie hilft dabei, mehr Bewusstsein zu schaffen und Menschen anzusprechen, die mehr über das Thema erfahren wollen. Eine Community regt zum offenen Gespräch an, verbindet Mitglieder aus aller Welt und bietet einen Raum, um Zweifel und Erfahrungen auszutauschen. Wie Daniel auf der Konferenz sagte: „Eine Community ist wie Klebstoff, der alle Teile des kryonischen Puzzles zusammenhält.“
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Schauen wir uns also einmal an, was die beiden tun und welche Erkenntnisse sie durch die Arbeit beim Aufbau und Wachstum der Kryonik-Community gewonnen haben.
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Wann habt ihr zum ersten Mal von Kryonik gehört? Hat es eine Weile gedauert, bis ihr für euch erkannt habt, dass Kryonik etwas für euch ist?
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Max: Ich bin mit einer guten Portion optimistischer Science-Fiction aufgewachsen und stolperte dabei ständig über Themen wie Biostasis, Kryonik und Personen, die in einer fernen Zukunft aufwachen. Man könnte also sagen, dass ich kulturell „vorbereitet“ war und mich danach sehnte, die Zukunft zu sehen und zu erleben; eine Zukunft, die mehr von Gene Roddenbury's oder Walt Disney's optimistischer Utopie inspiriert, anstatt von den düsteren und dystopischen Visionen, die man so oft im Rest des Genres sieht.
Mein erster Kontakt zum Thema Kryonik – wie sie heute existiert – entstand tatsächlich durch den Blog Overcoming Bias von Wirtschaftswissenschaftler Robin Hanson und Rationalisten Eliezer Yudkowsky. Beide argumentierten, dass Kryonik im Wesentlichen gute Erfolgsaussichten hätte und über eine Lebensversicherung bezahlbar ist. Wenn man diese Voraussetzungen mit einem Sinn für Abenteuer kombiniert – wer würde dann nicht die Möglichkeit haben wollen, die ferne Zukunft zu sehen, Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu kriegen (und die Chance, über Fragen nachzudenken, die wir uns jetzt noch gar nicht zu stellen wissen) sowie all die Rosen zu riechen, die wir als kurzlebige Wesen gar nicht mitbekommen werden?
Daniel: Ich hab erstmals vor vielen Jahren in der Zeitschrift Life Extension magazine über Kryonik gelesen. Anfangs hielt ich die Idee für großartig, aber dennoch nur für ein Wunschprojekt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es tatsächlich eine etablierte Kryonik-Branche und eine Möglichkeit für eine Mitgliedschaft gab. Dann hab ich das Thema für eine Zeit wieder verdrängt, bis ich „Ending Aging“ von Aubrey de Grey und „The Singularity is Near“ von Ray Kurzweil gelesen hatte. Dadurch erlangte ich eine optimistischere Vision der Zukunft und mir wurde schnell klar, dass Kryonik der logischste Weg in diese Zukunft ist.
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Wie habt ihr vor dem Discord-Server The Cryosphere Kontakte zu Menschen geknĂĽpft, die sich fĂĽr das Thema interessiert haben?
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Max: Reddit, obwohl ich meine Erfahrungen dort oft eher als Trennung von Menschen bezeichnen wĂĽrde.
Daniel: Ganz einfach: Gar nicht. Bevor ich Max kennenlernte, hatte ich noch nie einen anderen Kryoniker „in freier Wildbahn“ getroffen. Cryosphere wurde dann mein erster bedeutender Kontakt mit anderen Kryonisten und der Kryonik-Community im Allgemeinen.
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Was sind die Herausforderungen beim Aufbau einer Community? Wie bleibt sie aktiv? Und was sind die Besonderheiten einer Community, die sich um ein so „ungewöhnliches“ Thema wie Kryonik dreht?
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Max: Als ich den Server erstellt habe, stellte ich mir einen Ort vor, an dem man das Thema Kryonik diskutieren und sich mit anderen Kryoniker*innen austauschen kann, um somit eine Grundlage fĂĽr eine globale Kryonik-Community zu bilden. Das mag vielleicht prosaisch klingen, aber wie bei so vielen organisatorischen Unternehmungen bestand die wichtigste (und schwierigste) Aufgabe darin, die richtigen Leute zu finden, die bei der Verwirklichung dieser Vision helfen konnten. Wir sind Server-Moderatoren, aber das ist eigentlich nur ein kleiner Teil dessen, was wir tun. Meine Co-Moderatoren und ich haben jede Woche viel Zeit und Arbeit aufgebracht, um die Community zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Das Finden eines solch groĂźartigen Teams war dabei der wichtigste und entscheidende Schritt, um Cryosphere auf den richtigen Pfad zu lenken und zum Mittelpunkt derweltweiten Kryonik-Gemeinschaft zu machen.
Daniel: Wir starten immer wieder neue Initiativen und nehmen Ă„nderungen am Server vor. Zum Beispiel haben wir kĂĽrzlich einen wöchentlichen Themenkanal eingefĂĽhrt, der sehr erfolgreich ist. In Zukunft möchten wir auch regelmäßige Veranstaltungen wie Buchclubs, Brettspielabende und gemeinsame Arbeitsgruppen anbieten. Wir haben bereits eine Menge Ideen in dieser Richtung, und viele davon werden realisierbar sein, sobald wir den Server vergrößern. Â
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Neben der Erstellung und Verwaltung von The Cryosphere seid ihr auch Gründer vom Podcast Cryonics Underground. Könnt ihr mehr über dieses Projekt einschließlich seiner Ziele und Herausforderungen erzählen?
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Max: Ich bin schon lange ein Fan von Podcasts. Ich höre regelmäßig Podcasts zu Themen wie Wirtschaft, Philosophie, Wissenschaft, Technik, Politik und mehr. Irgendwann dachte ich dann mal: „Natürlich gibt es für alle möglichen Themen einen Podcast, also werde ich einen Kryonik-Podcast suchen und abonnieren“. Doch zu meiner großen Überraschung gab es gar keinen richtigen Kryonik-Podcast. Viele andere Podcasts behandelten zwar das Thema Kryonik in ein oder zwei Episoden, aber das war's auch schon.
Also dachte ich, dass jemand den ersten Schritt für einen Kryonik-Podcast wagen könnte – und dieser jemand könnte eigentlich auch ich sein. Als ich mich dann vor Kurzem mit Daniel zusammentat, konnten wir uns ausführlich über fast alle Themen rund um Kryonik unterhalten, sodass wir beschlossen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Was den Stil des Podcasts angeht, wollte ich eher ein Gespräch als ein Interview. Gespräche geben einem die Möglichkeit, sich mit den interessantesten Menschen in diesem Bereich zusammenzusetzen und über den einen oder anderen faszinierenden Aspekt der Kryonik zu diskutieren – und dieses Gespräch kann dann über den Podcast mit der breiteren Masse und allen Interessierten geteilt werden.
Als ich dann den Podcast erstellte und anderen bekannten Kryoniker*innen vorstellte, wurde mir gesagt: „Ein Podcast über Kryonik? Wie kannst du denn einen ganzen Podcast nur über Kryonik machen? Es kann doch unmöglich so viel zu besprechen geben.“ Allerdings fand ich diese Aussage angesichts des unglaublichen Umfangs und der Reichweite zu einem solchen Thema völlig unverständlich. Bei wie vielen anderen Unternehmungen hat man bitte die Möglichkeit, über Finanzen, Philosophie, Organisationsstrukturen, Technologie, Medizin, Biologie, Kultur, Psychologie, Futurismus, Recht usw. zu sprechen? In Anbetracht der Tatsache, dass wir fast 20 Folgen in voller Länge produzieren und derzeit eine Liste von 40 weiteren Gästen haben, die wir zu diesem Thema befragen wollen, bin ich perplex über diese Aussagen.
So langweilig das auch klingen mag, aber unsere Herausforderung beim Podcast ist und bleibt die Nachbearbeitung. Die Nachbearbeitung ist natürlich von zentraler Bedeutung, aber Daniel und ich finden es einfach totlangweilig. Wenn wir den richtigen Redakteur finden könnten, wären unsere Folgen vermutlich doppelt so schnell aufgenommen und veröffentlicht.
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Daniel: Ursprünglich wollten wir bei einem Brainstorming herausfinden, welche kostengünstigen und tief hängenden Früchte es gibt, um Kryonik bei jüngeren Generationen bekannt zu machen. Unter anderem hatten wir die Idee, unsere Präsenz in den sozialen Medien zu verstärken, sowie YouTube-Videos und Podcasts zu veröffentlichen. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir beide bereits übermäßig viel Zeit damit verbrachten, über Kryonik zu diskutieren, dachten wir uns, dass wir genauso gut einfach die Aufnahmetaste drücken und unsere Gespräche in Inhalte verwandeln könnten.
Unser Hauptziel für diesen ersten Teil des Podcasts war es, viele der führenden Persönlichkeiten hervorzuheben, die im metaphorischen Schatten existieren. Wir waren der Meinung, dass es viele wichtige Menschen gibt, deren harte Arbeit und Bemühungen in der breiten Öffentlichkeit relativ unbekannt sind.
Doch eine unserer größten Herausforderungen war das Interviewformat selbst. Wir hatten festgestellt, dass „Interviews“ kein gutes Format sind, um Menschen in einem sozialen Kontext kennenzulernen. Darum hatten wir das Wort „Interview“ vor Kurzem komplett aus unserem Wortschatz gestrichen und durch „Gespräche“ ersetzt. Wir hoffen, dass dieser neue Schwerpunkt dazu beiträgt, dass sich unsere Gäste – und auch wir – bei diesem Thema wohlfühlen.
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Habt ihr in den letzten Jahren eine Veränderung oder Entwicklung innerhalb der Kryonik-Community festgestellt? Seht ihr bereits Ergebnisse aus euren Bemühungen?
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Max: Die ständige Herausforderung besteht darin, dass Kryoniker*innen über die ganze Welt verstreut sind, obwohl es natürlich von großem Vorteil ist , in unmittelbarer Nähe (d.h. in Fahrdistanz) zu Kryoniker*innen zu leben. Cryosphere sucht nach Möglichkeiten, Kryoniker*innen mit anderen gleichgesinnten (und Interessierten) aus der Ferne zu vernetzen, aber auch, lokale Kryonik-Gruppen zu fördern. Wir sind immer auf der Suche nach besseren Möglichkeiten, die Kryonik-Communitys sowohl in der Ferne als auch in der Nähe miteinander zu verbinden.
Daniel: Bei unseren Bemühungen, die Öffentlichkeit anzusprechen, konnten wir feststellen, dass viele Kryoniker und Kryo-Aufschieber, die sich sonst im Schatten versteckt hatten, auf einmal an großen Gesprächen teilnahmen. Eine ständige Kommunikation und Feedback haben dazu beigetragen, dass mehr nützliche Gespräche geführt wurden und weniger „Jammerlappen“ anzutreffen waren. Bei früheren Online-Plattformen schien ständiges und unproduktives Gejammer anscheinend ein echtes Problem gewesen zu sein, doch ein solches Verhalten wird bei Cryosphere eigentlich nicht gerne gesehen.
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Was sind die häufigsten Zweifel, Ängste und Hoffnungen der Mitglieder von Cryosphere? Ist ein roter Faden erkennbar?
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Max: Es ist unmöglich, das Wort „Upload“ auf dem Server zu erwähnen, ohne in eine lange Diskussion über jegliche Vor- und Nachteile der Aldehyd-Stabilisierung im Vergleich zu traditionellen Kryonik-Ansätzen und philosophischen Fragen zur natürlichen Identität und Bewusstsein zu geraten. Kryoniker*innen glauben gerne, dass Leute, die ihre Intuition nicht teilen, nicht nur falsch liegen, sondern auch an einer Art philo-psychologischem Massenwahn leiden. Wenn deine Leser*innen jemals eine Gruppe von Kryoniker*innen in zwei gleich große Hälften teilen müssen, solltest du die mit der ein oder anderen Ansicht auf die gegenüberliegenden Seiten des Raumes zu stellen.
Daniel: Die häufigsten Ă„ngste, die mitunter von der Community geäuĂźert werden, sind ziemlich einfach und beruhen in der Regel auf sehr realistischen Bedenken. Ich wĂĽrde sagen, am weitesten verbreitet ist die Angst, so zu sterben, dass das Gehirn geschädigt wird oder dass Kryo-Unternehmen einen nicht rechtzeitig erreichen. Kurz darauf folgen Ă„ngste wie, dass Kryo-Organisationen aufgelöst werden, politisch/religiöse Verfolgung und eine instabile geopolitische Lage. Â
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Was unterscheidet Kyro-Aufschieber von denen, die sich anmelden und der Community beitreten? Habt ihr durch Gespräche mit ihnen auf Discord nützliche Erkenntnisse gewinnen können?
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Daniel:Tatsächlich nur recht wenig. Anscheinend sind vieleKryo-Aufschieberin der Praxis bereits ganze Kryoniker. Der Auslöser für eine kostenpflichtige Mitgliedschaft scheint ziemlich zufällig zu sein, soweit ich das beurteilen kann. Wir konnten beobachten, dass sowohl 18-Jährige, als auch 82-Jährige den Anmeldeprozess auf genau die gleiche Weise hinausschieben. Wenn ich jetzt einen Aspekt nennen müsste, der Kryo-Aufschieber motivieren könnte, stünden ganz offensichtlich soziale und gemeinschaftsbezogene Belohnungen ganz oben auf der Liste. Wenn man sich heute für Kryonik entscheidet, kann man sich leider nur auf die Meinung von Familie und Freunde sund die monatliche Rechnung für die Lebensversicherung freuen, doch wir hoffen, dass wir diese Dynamik ändern können. Wir wollen dafür sorgen, dass man bei der Anmeldung für Kryonik das Gefühl hat, einem exklusiven Club beizutreten, dessen Mitglieder stolz darauf sind, dass man sich ihnen anschließt und mit denen man sich auf viele spannende soziale Vorteile freuen kann.
Max: Das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass viele Kryoniker*innen, mit denen wir zu tun hatten, Kryonik wirklich zu einem bedeutsamen Aspekt ihrer Identität gemacht haben. Kryonik ist nicht nur eine Sache, fĂĽr die man sich zufällig anmeldet, sondern etwas, aus dem man Hoffnung, Sinn und Zweck ableitet; und soweit ich das beurteilen kann, ist das gut. Vielleicht helfen Kryo-Aufschiebern ja diese zusätzlichen psychosozialen „Vorteile“, um ihnen den Schritt ĂĽber die Ziellinie zu erleichtern. Â
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Welche Erwartungen und Hoffnungen habt ihr für eure Kryonik-Community? Und was sind eure größten Sorgen?
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Max:Ich hoffe, dass die Gemeinschaft auf lokaler, regionaler und globaler Ebene viel geschlossener und kooperativer wird, als sie es bisher war. Damit meine ich auch, dass Kryonik-Organisationen nicht miteinander konkurrieren sollten (wie sonst ĂĽblich), sondern wir als Kryoniker erkennen, dass wir mehr sind als bloĂźe Konsumenten einer Dienstleistung. Bis Kryonik zum Mainstream wird, mĂĽssen wir aufeinander acht geben, miteinander in Verbindung treten und gemeinsam fĂĽr das Wohlergehen der gesamten Branche sorgen.
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Habt ihr noch andere Kryonik-Projekte im Sinn, an denen ihr in Zukunft gerne arbeiten würdet? Gibt es einen möglichen Kanal oder eine Idee, die ihr noch nicht erforscht habt?
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Max: Klar, ich habe viele Ideen! Hier ist eine:
Ich fände ein ein Projekt wie „gofundme“ ganz gut, um öffentliche Intellektuelle oder Persönlichkeiten dazu zu bringen, Kryonik zu unterstützen. Das würde folgendermaßen funktionieren: Jeder kann auf der Website eine Seite für jemanden erstellen, dessen Kryokonservierung er gerne finanzieren würde. So könnte ich zum Beispiel eine Seite für Neil deGrasse Tyson einrichten und z. B. 1.000 Dollar für seinen Kryokonservierung spenden. Andere würden diese Seite dann sehen und könnten ebenfalls einen Betrag ihrer Wahl spenden. Die gesammelten Gelder könnten dann auf einem Treuhandkonto verwahrt werden, bis Neil dann irgendwann von der Seite erfährt und sich das genauer anschauen könnte. Sollte sich Neil dann irgendwann in der Zukunft für eine Kryokonservierung entscheiden, würde der Dienstleister, für den er sich entschieden hat, das Geld, das für ihn auf einem Treuhandkonto liegt, direkt erhalten. Mit diesem Geld könnte eine Kryokonservierung dann teilweise oder vollständig bezahlt werden. Wenn er (in diesem Fall Neil) sich jedoch nicht für Kryokonservierung entscheidet oder etwas schief geht und er nicht kryokonserviert werden kann, wird das Geld vom Treuhandkonto an die ursprünglichen Geldgeber zurückgegeben oder geht an eine Wohltätigkeitsorganisation. Die Idee dahinter ist natürlich, viele interessante und bekannte Menschen dazu zu bringen, sich für Kryonik zu entscheiden, um diese Bewegung zu fördern.
Vorläufig hatte ich mir vorgestellt, die Seite „gofreeze.me“ zu nennen.
Daniel: Anknüpfend an den Erfolg des Cryonics Underground-Podcasts würde ich mich freuen, in Zukunft bei der Produktion von nicht-englischsprachigen Kryonik-Podcasts zu helfen. „Criónica Subterráneo“-Podcast gefällig?
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Wenn Sie andere zum Nachdenken anregen könnten, worüber wäre das?
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Max: Wir Kryoniker*innen sind schon ein kluger Haufen. Wir sind so klug, dass wir es verlockend finden, uns eine Zukunft nach der Wiederbelebung vorzustellen, die sich sehr von unserer eigenen unterscheiden wird – sei es in Form von künstlichen Intelligenzen, die uns weit überlegen sind und unsere hochgeladenen Programme auf einer Computersimulation laufen lassen, Dyson-Sphären oder was auch immer... Ich genieße diese Vorstellung wie jeder andere, aber dennoch fühlen sich diese Zukünfte für die meisten Menschen sehr weit entfernt und konstruiert an – so wie Zahnfeen und Drachen... daher müssen wir Wege finden, diese Idee einem breiteren Publikum zu vermitteln (zumindest einem breiteren, als es uns bisher gelungen ist), wenn dieses Projekt auf lange Sicht erfolgreich sein soll.
Auch wenn es viel Spaß macht, sich solche exotischen Szenarien auszumalen, möchte ich alle Leser*innen darum bitten, diese Zukunft realer und greifbarer zu machen, indem man sich einfach mal vorstellt, wie alles wohl riechen wird oder was die Menschen sagen werden. Stellt euch vor, ihr stoßt euch den Zeh, riecht an einer Rose oder umarmt einen geliebten Menschen.
Das mag wie eine Antiklimax klingen, aber damit trägt jeder einzelne von uns dazu bei, Kryonik ein wenig greifbarer, ein wenig realer zu machen; nicht nur für Sie selbst, sondern für jeden, mit dem man über dieses Thema spricht. Wenn wir diese Bewegung jemals zu dem machen wollen, was wir uns alle erhoffen, müssen wir den Menschen um uns herum helfen, die Möglichkeit in Betracht ziehen zu können, eine ferne Zukunft zu erleben... Am besten fangen wir gleich heute damit an.
Daniel: Ich möchte alle Kryoniker*innen darauf aufmerksam machen, dass eine erfolgreiche Kryokonservierung und Wiederbelebung mehr erfordert als eine Zahlung von Mitgliedsbeiträgen. Die Chancen mĂĽssen nicht zwangsläufig gut stehen, sodass jeder von uns dafĂĽr kämpfen muss, seine Ăśberlebenschancen zu erhöhen. Kryo-Organisationen können das nicht alleine. Eure Zeit, eure BemĂĽhungen, eure Fähigkeiten, eure UnterstĂĽtzung und euer Geld sind gefragt. „Frage nicht, was Kryonik fĂĽr dich tun kann, sondern was du fĂĽr Kryonik tun kannst!“  Â
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The Cryonics Underground podcast
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Der Podcast Cryonics Underground von Max und Daniel umfasst etwa 20 Folgen, in denen verschiedene Aspekte zum Thema Kryonik behandelt werden. In den meisten Folgen kommen bekannte Mitglieder der Kryonik-Community zu Wort, darunter auch Eric Vogt, ein Gründer der International Cryomedicine Experts (ICE) und Max More, Botschafter und emeritierter Präsident von Alcor. Im März 2021 führten Max und Daniel auch ein langes Gespräch mit Dr. Emil Kendziorra, dem Vorstandsvorsitzenden der EBF sowie CEO und Mitbegründer von Tomorrow Biostasis. Schau dir doch einfach mal den ersten und zweiten Teil des Gesprächs an und erfahre mehr über Emil's Vision für die Zukunft von Biostasis.
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Fazit
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Max und Daniel investieren Zeit und MĂĽhe in etwas, das ihnen am Herzen liegt. Durch ihre Arbeit tragen sie maĂźgeblich zur Entwicklung der Kryonik bei.
Auch wenn viele von uns keine Ärzte oder Forscher sind, können auch wir einen Teil dazu beitragen, indem wir uns an Gesprächen beteiligen und ein Bewusstsein für Kryonik verbreiten. Viele Menschen wissen nicht, dass Kryokonservierung von Menschen überhaupt möglich ist. Manche wollen erst verschiedene Meinungen hören, bevor sie eine Entscheidung treffen, andere sind auf der Suche nach Kontakten. Eine aktive Kryonik-Community könnte sich mit all diesen Fragen befassen.
Wenn du Fragen zu Biostasis hast oder wissen möchtest, wie du persönlich zur Entwicklung beitragen kannst, kannst du gerne einen Termin bei uns vereinbaren. Und wenn du bereit bist, dich uns anzuschließen, melde dich hier an.